Ein Gedicht:

l(a

le

af

fa

ll

s)

one

l

iness

Ja, das da oben ist tatsächlich ein Gedicht.

Und sogar ein außergewöhlich gutes Gedicht.

Geschrieben im Jahr 1958 von dem amerikanischen Dichter Edward Estin Cummings.

Vielleicht denkst du, wie kann das ein Gedicht sein?

Worum geht es denn hier?

Und wie lässt es sich lesen?

Es gibt doch keinen Reim, keine richtigen Verse,

wo sind die Sätze, wo ist die Struktur?

Das Gedicht hat einen Code, der geknackt werden möchte.

Zuerst packen wir mal die senkrecht geschriebenen Zeichen in eine Linie:

1(a leaf falls)oneliness

Es wird klarer.

Das Wort „loneliness“ wurde getrennt.

A leaf falls.

Es geht um Einsamkeit – und ein Blatt, das fällt.

1 – ein Blatt fällt allein

Dadurch entsteht ein Gefühl.

Es geht um Trennung.

Das Blatt gehörte zu einem Baum, es fällt alleine hinunter.

Das Blatt trennt sich von all den anderen Blättern.

Angekommen auf der Erde ist es nur noch es selbst.

Auf der Erde ist es das Selbst.

Das Gefühl auf der Erde ist Einsamkeit.

Trennung, das Ankommen auf der Erde, ist das Gefühl der Einsamkeit.

Doch, das Gedicht geht noch tiefer.

Es geht nicht nur um Einsamkeit – Loneliness

Es geht auch um Eins-Sein – Oneliness – 1 – Sein

Das Blatt wird unabhängig und EINS mit der Erde.

Erst ist es ein Teil des Baumes und dann ein Teil des Bodens, aus welchem der Baum wächst.

Es geht um Trennung.

Es geht um Einheit.

Es geht um Existenz.

Und.. irgendwie mal ganz cool ein etwas anderes Gedicht zu erfahren..